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PAKISTAN – Polizei Eskorte, Überschwemmung, Höhenkrankheit & Bären​

Lesezeit: 5 Minuten

NEWS Update August / September 2022

Neues Land, neue Abenteuer – und das wirklich jeden Tag! Wir haben mit unseren Rädern Pakistan erreicht, das Land Nummer 20 unserer Fahrrad Weltreise. Was haben wir über dieses Land gedacht, bevor wir die iranische Grenze hinter uns gelassen haben? Naja, um ehrlich zu sein, wir glauben den Medien schon lange nicht mehr alles, wie es in anderen Ländern zugehen soll. Gewappnet mit den nötigsten Infos, machen wir lieber unsere eigenen Erfahrungen. Und das können wir sagen: Pakistan, du hast uns von der ersten Sekunde an total überrascht! Deine Bewohner sind herzlich, deine Landschaft einzigartig und als Reiseland wirst du total unterschätzt.

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Nun aber mal von vorne, denn bereits unsere Einreise war ein Abenteuer für sich. Auf der iranischen Seite empfing uns Hamid an der Grenze. Er sorgte dafür, dass das Papierchaos für uns recht reibungslos vonstattenging und dann schoben wir unsere vollbeladenen Räder durch den Fußgängerteil der Grenze. Auf der anderen Seite wurden wir ebenso freundlich von drei Pakis begrüßt, die uns gleich mit kühlem Wasser versorgten.
Wir übergaben unsere Pakistan Visa.
Ungültig!
Was?
Zwei Monate vorher hatten wir sie beantragt und hatten bereits ein Dokument in den Händen, dass besagte, dass wir autorisiert wären, nach Pakistan einzureisen. Es half nichts. So wurde aus Minuten, Stunden und man versuchte für uns verzweifelt in Islamabad alle Hebel in Bewegung zu setzen, dass wir heute noch einreisen durften. Leider ohne Erfolg. Wir waren bereits die letzten Grenzgänger und die iranischen Kollegen wurden angerufen, das Tor wieder für uns zu öffnen. Wir konnten es nicht fassen. So nah. Wir hatten doch alles richtig gemacht. Der iranische Grenzbeamte winkte schon und hieß uns erneut im Iran willkommen – wo wir nun gar nicht sein wollten. Doch in allerletzter Sekunde kam einer der hilfsbereiten Pakis aus seinem Häuschen gerannt und rief uns zu, dass Islamabad sich gemeldet hätte. Wir dürfen doch rein! Juhuuu!

Trotzdem kamen wir nicht weit. Unsere Pässe wurden erneut kontrolliert, wir wurden von einem pakistanischen Grenzhaus zum nächsten geschickt, an dem doppelt und dreifach unsere Namen und die unserer Eltern notiert wurden und wir uns in ein liniertes Schulheft eintragen mussten. Dann wurden wir etwa zwei Minuten von einem Mofafahrer zum angrenzenden Polizeirevier eskortiert, wo wir die Nacht verbringen sollten. Am nächsten Tag und die Tage darauf wurden wir und unsere Räder auf Pickups verladen und wir wurden von bewaffneten Polizisten durch ganz Baluchistan gekarrt. Aus Sicherheitsgründen darf sich in dieser Region kein Tourist frei und ohne Eskorte bewegen. Wir mussten unzählige Male den Pick-Up Wechseln, weil oft schon nach nur 5 Kilometern andere Polizisten aus einem neuen Bezirk für uns zuständig waren. Das bedeutete oft unzählige Minuten Warten auf den nächsten Wagen, dafür aber hatten wir super nette Polizisten, die uns ab und an Wasser oder Snacks schenkten.

Zuerst ging es in die Wüste, nicht lange und der erste Sandsturm kam auf, gefolgt von einem Unwetter, dass wir so noch nie erlebt hatten. Ganze Landstriche wurden überflutet, die Straße stand unter Wasser und schließlich mussten wir die Fahrt abbrechen und in einem Polizeirevier die Nacht verbringen.
Es war kurz vor Mitternacht, als aufgeregte Stimmen uns aus dem Schlaf rissen. „Water is coming!“ Das verfolgt uns heute noch! Innerhalb von Minuten lief die Polizeistation voll und wir flüchteten mit all unserem Hab und Gut auf das Dach des Gebäudes. Ein Auge konnten wir diese Nacht nicht zu tun.
Am nächsten Morgen war das Wasser nur leicht zurück gegangen. Nach stundenlangem hin und her, ob die weitere Straße immer noch überflutet sei, gab es dann das GO zur Weiterfahrt. Wir wateten durch hüfthohes, dreckbraunes Wasser zur leicht erhöhten Straße, wo bereits eine rumänische Motorradfahrerin auf uns wartete. So wurden wir gemeinsam nach Quetta eskortiert, wo wir die Nacht im Gefängnis verbrachten. Also genauer gesagt auf dem Dach. Nach viel Anstrengung und Bürokratie erhielten wir die Genehmigung weiter zu fahren. Natürlich mit unserem alle 5km wechselndem Polizeischutz.

Kurz vor Islamabad waren wir dann endlich frei und konnten uns ohne Polizei bewegen. Ein Nachrichtenteam entdeckte uns auf der Straße und interviewte uns zu unserer Weltreise. Nach einer kurzen Verschnaufpause in Pakistans Hauptstadt ging es gleich weiter Richtung Karakoram Highway. Er ist eine der höchsten asphaltierten grenzüberschreitenden Autostraßen und verbindet die autonome Region Xinjiang Uighur in China mit Gilgit-Baltistan in Pakistan. Unsere Freude darüber endlich wieder unabhängig reisen zu können, wurde jäh zunichte gemacht. Nach etwa 50km wurden wir wieder von der Polizei begleitet. Diesmal durften wir allerdings radeln. Es ging durch wunderschöne Berglandschaften und gegen Nachmittag zog das Wetter erstaunlich schnell zu. Die aktuelle Eskorte bestand wieder aus einem Pick-Up und die Polizisten boten an, uns und unsere Räder einzuladen. Regen und viele Höhenmeter warteten. Da sagten wir natürlich nicht nein. Auf 4.100m am Babusar Pass angekommen, zitterte Melli wie Espenlaup. Es war super kalt und sie hatte hinten im Auto alles an Regen abbekommen. So wurden wir erstmal in die Polizei Hütte eingeladen, die praktischerweise am Gipfel stationiert war und konnten uns bei einem Teller Daal Mash und Chai am Feuer wärmen. Die Nacht durften wir in einem kleinem Raum schlafen, der zwar schimmlig und zugig war, aber Schutz vor dem Regen bot.

Die Nacht war der Horror. Wir bekamen beide rasende Kopfschmerzen, Atemnot, mussten uns übergeben und hatten Durchfall. Höhenkrankheit, da war doch was. Wir hatten tags zuvor viel zu schnell, viel zu viele Höhenmeter zurückgelegt und mussten nun dafür büßen. Die Reaktion der Polizisten: „Everybody gets sick up here for the first 3 days.“ Wir mussten so schnell wie möglich wieder in tiefere Höhenlagen, danach ging es zum Glück auch wieder besser. Und dann hatten wir ihn ganz plötzlich erreicht, den Karakoram Highway. Unfassbar schöne Landschaft breitete sich vor uns aus, die darauf wartete von uns entdeckt zu werden. Bald darauf zweigten wir ab, denn wir wollten unbedingt den Deosai Nationalpark durchradeln. Er liegt im pakistanischen Westhimalaya und ist das zweithöchste Hochplateu der Welt. Unseren Höhenrekord mit unseren Rädern haben wir somit zum zweiten Mal gebrochen und sind nun schon auf 4.200m geradelt. Auch wenn es unfassbar anstrengend war, Melli ihr Radel mehr schob als fuhr, war der Ausblick auf diese gigantische Landschaft einfach der Wahnsinn. So etwas Schönes hatten wir noch nie gesehen. Dieses Pakistan können wir mit keinem anderen Land vergleichen. Immer mal wieder kamen uns große Nomadengruppen mit ihren beladenen Packpferden entgegen.

Etwas anderes beschäftigte uns auch, hier gab es nicht nur tolles Naturschauspiel, auch Tiere, wie Bären nannten dieses Gebiet ihr zuhause. So suchten wir ein Camp nach dem nächsten auf, um dort unser Zelt aufzustellen, denn die Chance auf einen Bärenangriff war so geringer. Tatsächlich umstreiften die Bären nächtlich unser Nachtlager, aber zum Glück OHNE jegliche Zwischenfälle. Erschöpft, aber glücklich erreichten wir Skardu, wo wir eine Pause einlegten von den vielen Höhenmetern und endlich wieder Zeit für die Erstellung neuer Videos und Beiträge hatten.

Aber auch unsere Nerven wurden dort auf eine harte Probe gestellt. Täglich gab es hier nur ca. 1 Stunde Strom und die Internetverbindung riss dauernd ab. Keine guten Voraussetzungen, um zu arbeiten und die Unmengen an Filmmaterial zu sichten und in Videos zu verwurschteln. Dennoch stecken wir wie bei jedem unserer Beiträge und Videos unser ganzes Herzblut (und natürlich auch viel Zeit & Geld) rein, auch wenn es manchmal verzweifelt lange dauert, bis wir etwas produzieren können…
Aus diesem Grund sind wir sehr dankbar, an all die lieben Menschen, die uns z.B. über unsere Mitgliedsseite unterstützen! Dort erhältst du übrigens früheren Zugriff auf unsere Videos, Beiträge oder Zugriff zum Sonderpodcast “Melli & Dani Spezial”.

Denn so können wir uns überhaupt erst die Zeit zum Produzieren, Hochladen und Veröffentlichen unserer Beiträge nehmen und vor allem einen ruhigen Arbeitsplatz finanzieren. Deshalb nochmal ein herzliches Dankeschön an alle! Wir würden uns auch sehr freuen, wenn du uns einen Teller Daal Mash ausgibst, damit wir gestärkt, die nächste abenteuerliche Story für euch vorbereiten können.

Im nächsten Update erzählen wir euch, wie wir unser Jubiläum – 3 Jahre auf Fahrrad Weltreise – in Pakistan gefeiert haben!

Liebe Grüße von unterwegs
Melli & Dani

Wir sind zur Zeit auf einer 5 jährigen Weltreise mit dem Fahrrad! Komm mit auf Social Media und wir entdecken zusammen die Welt.

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