Transsylvanien ruft – eine Motorradrundreise
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Unsere letzte Motorradreise mit der Aprilia Pegaso begann gleich mal mit einer Panne – und endete auch mit einer… 😀 Aber das trübte unsere gute Laune auf unserer Rundreise durch 8 verschiedene Länder nicht. Vom Weißwurstäquator ging´s dabei nach Bulgarien und anschließend in das wunderschöne Rumänen. Abgesehen von tollen Menschen und atemberaubender Landschaft, haben wir auch kulinarisch klasse Erfahrungen machen können. Bulgarischer Schnaps mit Kefir, delikate Leber oder traditionelle Suppe mit Kutteln – wir haben uns getraut und nichts bereut. 😉
Erfahre hier mehr über unsere genaue Route, die besuchten Länder und unsere Erlebnisse dort sowie genaue Fakten zu unserer Rundreise.
Wir haben uns bereits im Vorfeld schon einige Gedanken über unsere geplante Route gemacht. In unserem Beitrag “Von Knoblauch und Vampiren” haben wir eine erste Version der Route veröffentlicht. Natürlich ist es nicht bei dieser geblieben 😉 Wir haben unterwegs super Tipps bekommen und daraufhin spontan noch ein paar Reiseziele hinzugefügt bzw. andere Orte ausgelassen.
Unten siehst du die exakte Aufzeichnung unseres Navigationsgeräts* der letztendlich gefahrenen Route:
Unsere Motorradreise startete in der Heimat, wobei es auch gleich zu den österreichischen Nachbarn über Ungarn und Serbien nach Bulgarien ging. Dort legten wir eine längere Pause von etwa einer Woche ein, um Freunde von uns zu besuchen und mehr von Bulgarien zu erleben. Von da aus war es auch nicht mehr weit bis nach Rumänien, wo wir unbedingt Transsylvanien erkunden wollten und ebenso einen längeren Stopp einplanten.
Damit wir mehr Abwechslung bei unserem Motorradtrip hatten, war schnell klar, dass aus unserem Trip eine Rundreise wird. Deshalb nahmen wir natürlich nicht die gleiche Route zurück nach Hause. Zwar passierten wir nochmal Ungarn, jedoch mit einem Abstecher in die schöne Hauptstadt. Anschließend fuhren wir über die Slowakei und nochmal durch Österreich sowie anschließend über Tschechien zurück nach Deutschland.
4.500km - 30 Tage - 8 Länder
Deutschland
Los ging unsere Reise am Weißwurstäquator, genauer gesagt direkt bei Verwandten in München. Wir hatten beide noch in unterschiedlichen Städten etwas zu erledigen, also erkoren wir Bayerns Landeshauptstadt zum offiziellen Startpunkt unserer Reise. Voll getankt und gut bepackt machten wir uns schließlich wie gewohnt gemütliche über Landstraßen auf den Weg. Natürlich machten wir unterwegs noch einen Halt bei einem unserer Lieblingsseen, dem Walchensee. Nach einer kurzen Erfrischung im angenehm kühlen Wasser ging´s auch schon weiter nach Garmisch-Partenkirchen. Dort verbrachten wir wieder einige Tage bei Verwandten. Als nächstes wollten wir nochmal in Rosenheim Freunde besuchen, bevor wir weiter nach Österreich durchstarteten.
Ihr wollt doch nicht so nach Rumänien fahren?
Wir fuhren mit geringem Tempo durch eine kleine Ortschaft, keine paar Stunden von unserem letzten Stopp entfernt. Über unsere Sprechanlage* malten wir uns schon aus, was wir alles in den kommenden Ländern unserer Reise unternehmen wollten. Trotz des leichten Nieselregens war die Stimmung super. Dann merkten wir plötzlich wie der hintere Reifen nachgab und schwammig über den Asphalt waberte… Ze fix! Ist das jetzt ein Platten? 🙁
Wir fanden zum Glück sehr schnell eine Motorradwerkstatt. Dann kam jedoch die Diagnose: 15 Speichen gebrochen! Es kam noch dicker: Aprilia-Teile sind mittlerweile eine Rarität geworden, da die Firma von Piaggio übernommen wurde und diese sich nicht mehr um einen weiteren Vertrieb kümmert. Beim genaueren betrachten machte der Vorderreifen auch keinen guten Eindruck mehr. Das Profil ließ schon etwas zu wünschen übrig und war etwas abgefahren. Die Besitzerin der Werkstatt lachte unglaubig: “Ihr wollt doch nicht so nach Rumänien fahren?”.
Fast einen ganzen Tag telefonierten wir, um Speichen bzw. ein komplett neues Hinterrad aufzutreiben. Auch die nette Besitzerin hatte Mitleid mit uns und klapperte alle Kontakte ab, die hergingen. Die Rettung kam dann letztendlich über Ebay-Kleinanzeigen. Ein Freund holte für uns gleich Vorder- und Hinterrad beim Verkäufer ab und brachte sie uns vorbei. Gegen Abend waren wir dann endlich wieder abfahrbereit und blubberten im Dunklen Richtung Rosenheim. Von dort aus war es dann nur noch ein Katzensprung nach Österreich und die Weiterfahrt lief zum Glück ohne weitere Probleme. Alle Details zur Odyssee gibts übrigens in unserem Video zur Rundreise.
Österreich
Oberbayern ist unserer Meinung nach landschaftlich gesehen sehr vielseitig und mit seinen Bergketten und Wäldern sehr schön. Österreich steht dem jedoch in nichts nach. Unsere erste Nacht unter freiem Himmel peilten wir in einem kleinen Örtchen in der Steiermark an. Bis dahin war der Weg fast abenteuerlich. Wir fuhren durch Berchtesgaden über die Grenze ins österreichische Hallein. Da wir die Landschaft am besten genießen können, wenn wir entschleunigt unterwegs sind, vermeiden wir so gut es geht Autobahnen und Schnellstraßen. Ein weiterer Grund auf den Landstraßen zu fahren, sind die zusätzlichen Gebühren, die anfallen würden, da in Österreich generell für Autobahnen und Schnellstraßen Vignettenpflicht besteht. Mithilfe des Motorrad-Routenplaners kurviger.de stellen wir sehr gerne unsere Touren zusammen. Der Planer zeigt besonders kurvige und schöne Strecken jenseits von Autobahnen und Großstädten auf. Gerade in der bergigen Landschaft Österreichs freuten wir uns schon auf die Strecken, die unser Navi nun für uns parat hielt.
Sorry, there is no way!
Wir fuhren auf wunderschönen, idyllischen Bergstraßen und hatten diese im Prinzip komplett für uns alleine. Für Motorradfahrer ein absoluter Traum mit fabelhafter Aussicht. Wieder in einem Tal angekommen, fuhren wir eine ganze Weile neben einem Fluss entlang. Dann verengten Pylons die Fahrbahn und plötzlich war die Hälfte der Straße einfach verschwunden.
Es gab wohl kurz zuvor heftige Unwetter, wobei Teile der Straße massiv beschädigt wurden. Nun hinderte uns ein Bagger an der Weiterfahrt. “Sorry, there is no way! You can not pass!” Mit unserem ganzen Gepäck sahen wir wohl aus, als wären wir von weit hergereist. 😀
Wie wir erfuhren gab es keine Möglichkeit mehr die Straße weiter zu befahren. Die nahe liegende Brücke über die wir mussten, wurde komplett zerstört. Natur kann schon sehr gewaltig sein… Unser Umweg betrug fast 30km, aber das kümmerte uns wenig. Wir hatten uns ja extra Zeit für diese Tour genommen.
Ein Bett unter´m Sternenhimmel
Sobald unsere grobe Route steht, schauen wir generell auch gleich wo wir am besten unser Nachtquartier aufschlagen können. Nicht immer ergibt sich die Gelegenheit über Couchsurfing einen Schlafplatz zu organisieren und wir versuchen so gut es geht uns die Kosten für ein Zimmer im Hostel zu sparen. Aus diesem Grund schauen wir uns die Gegenden, die wir passieren, genauer an. Meist setzen wir uns eine Distanz von 300km, da wir oft nicht weiter an einem Tag fahren. Dabei sind uns die folgenden Kriterien wichtig:
- guter Baumbestand zum Aufhängen unserer hængmate
- Nähe zu einem See bzw. Fluss zum Waschen
In der Steiermark haben wir uns einen kleinen ruhigen See ausgesucht, wo wir super unsere Hängematten aufhängen konnten. Wir hatten dann auch eine klare Nacht und mit unseren kuscheligen Schlafsäcken* ein gemütliches Bett direkt unter´m Sternenhimmel.
Ungarn
Von Österreich ging es von Strem auf der Landstraße über die Grenze Richtung Pinkamindszent nach Ungarn. Da wir wie bereits erwähnt gerne Landstraße fahren, war auch unser Grenzübergang relativ unspektakulär. Das einzige was auffällig war, war der aprubte Wechsel der Fahrbahnqualität. In Ungarn waren die Straßen holpriger und nicht ganz so angenehm befahrbar wie davor. Neu war auch, dass man hier nicht nur für Autobahnen, sondern auch für einige Schnellstraßen (gekennzeichnet mit “M”) eine Gebühr zahlen muss. Bei der dort geltenden sog. e-Vignette wid die Maut elektronisch über das Kennzeichen kontrolliert. Diese Regelung gilt leider auch für Motorräder. Da wir mit Ungarn´s Straßen nicht ganz so warm wurden und die Landschaft eher eintönig war, bissen wir in den sauren Apfel und fuhren dann tatsächlich auf einigen Schnellstraßen. Wir zahlten 8€ für eine Woche. Noch etwas änderte sich hier und zwar die Währung. Der ungarische Forint (HUF) war auf dieser Reise die erste Währung, die wir wechseln mussten. Mit unserer VISA-Karte der DKB* war das allerdings kein Problem. An ATM-Automaten mit dem VISA-Zeichen konnten wir zum aktuellen Kurs ab einem Betrag von 50€ Geld kostenlos abheben.
Mais, Sonnenblumen & Zäune
Wir fuhren vorbei an einzelnen Ortschaften, bei denen es schien, als sei dies die einzige Straße, die diese Bewohner haben. Die Häuschen waren direkt an der Straße in ähnlich kleinen Parzellen mit Garten aufgereiht und von einem Zaun eingerahmt. Überhaupt kam es uns so vor, als würden die Ungarn ihre Zäune lieben.
Während der Fahrt gab es für das Auge eher wenig Abwechslung. Man konnte das Land weit überblicken und wenn es nicht gerade durch eine bewohnte Gegend ging, sah man weit und breit nichts als Mais und Sonnenblumen. Und noch viel mehr Mais und Sonnenblumen. Wir witzelten wieder durch unsere Sprechanlage vom Motorrad: “Ungarn ist wohl der weltweite Mais- und Sonnenblumenlieferant”. 😉
Wo geht´s da jetzt zum Balaton?
Als nächsten Stopp wählten wir den Plattensee, weil keiner von uns bisher je dort gewesen ist. Seine Ufer erstrecken sich über 197km und zwischendrin trifft man auf vulkanische Hügel. Da unsere Route oberhalb des Balatons (wie der See auch genannt wird) verlief, wollten wir diesmal im Örtchen Balatonkenese im Norden unser Lager aufschlagen. Wie wir schnell feststellen mussten, war dort fast die gesamte Strecke am Wasser entlangt gesäumt von Privathäusern und Hotels. Und wie wir schon vorher bemerkt haben – verdammt, diese Ungarn lieben einfach ihre Zäune… Wie sollten wir da jetzt direkt zum Balaton gelangen? Als wir weiter hinausfuhren, fanden wir uns auf einer Anhöhe wieder, bei der das Wasser weit unter uns lag…
Wir suchten eine gefühlte Stunde nach einem geeigneten Plätzchen. Der Hunger war schon sehr groß und die Ungeduld stieg. Nach einer Ewigkeit entdeckten wir dann ein öffentlich zugängliches Strandbad. Zwar gab es hier auch wieder einen Zaun davor, der stand jedoch für die Badegäste offen. Besser als nichts dachten wir uns und spannten unsere Hängematten letztendlich zwischen zwei Bäumen bei einem nahegelegenen Parkplatz auf. Dafür wurden wir mit einem herrlichem Süßwassersee mit Sandstrand vor unserer Nase belohnt, bei dem wir das Gefühl hatten im Meer zu plantschen. Haben wir es schon erwähnt? Strandduschen gab es auch, das topte nochmal die Lage unseres Nachtquartiers. 😉 So konnten wir frisch geduscht am nächsten Tag dem Land#4 unserer Motorradrundreise entgegendüsen: Serbien.
Serbien
Vom nahen Grenzort Bácsalmás in Ungarn gelangten wir direkt nach Serbien. Es war wirklich tote Hose bei dieser Grenze, kein Stau, noch nicht mal ein einziges Auto, dass vor uns hinüber wollte. An der Grenze empfingen uns zum ersten Mal Grenzbeamte, die uns und unser Gefährt kontrollierten. Wir wollten diesen ersten “richtigen” Grenzübergang der Reise mit unserer Actioncam* festhalten. Brav übergaben wir der Dame in Uniform unsere Personalausweise.
Where do you want to go?
Wir waren in Gedanken noch ganz bei der Kamera – Ist alles drauf? Ist der Winkel gut? Ein kurzer Blick auf uns und unser Motorrad, dann folgte eigentlich eine berechtigte Frage, die uns in diesem Moment jedoch total unvermittelt traf: “Where do you want to go?” Melli antwortete perplex: “Serbia.” Ja logisch, wir befanden uns an der Grenze von Ungarn nach Serbien, klar dass wir nach Serbien wollten… Die Antwort scheinte aber der Dame durchaus zu reichen, wobei wir mit einem “Okay” weitergewunken wurden. Wir mussten lachen. Was war denn das gerade? Diese Unterhaltung zählte wohl zu den komischsten während all unserer Grenzübertritte.
Auch in Serbien ist die Benutzung von Autobahnen und Schnellstraßen gebührenpflichtig. Die Landschaft war deutlich abwechslungsreicher, als zuvor in Ungarn. Wir beschlossen abermals eine Schnellstraße zu nehmen. Grund waren die erheblichen Schlaglöcher auf der Landstraße zusammen mit dem Gewicht unserer Beladung. Der Asphalt auf der Schnellstraße war im Gegensatz zum Nachbarland ein aboluter Traum. Beim Auffahren auf die Mautstraße zog man ein Ticket, wohingegen man beim Verlassen dann die jeweilig gefahrene Strecke bezahlte. An manchen Mautstellen kann allerdings auch ein Pauschalbetrag verlangt werden.
Volle Lippen - ein Natural Booster
Nähe Novi Sad fuhren wir zufällig an einem kleinen See vorbei, der uns mit einer Dusche, zwei gemütlichen Holzbänken und einem Tisch sofort zum Bleiben animierte. Volltreffer, schon wieder eine Gratis-Dusche 😉 Es waren nur vier weitere Einheimische dort, wir hatten den See fast für uns alleine. Schnell hoben wir beim nächsten ATM serbische Dinar (RSD) ab und kauften bei einem kleinen Laden um die Ecke frisches Gemüse für unser Abendmahl mit unserem Holzvergaser*.
Zurück am See sprangen wir kurz hinein und kochten uns danach Reis und Gemüse. Glücklich und zufrieden beschlossen wir diesmal auf unseren Isomatten direkt im praktischen Biwaksack* auf dem Boden zu übernachten. Unser Biwaksack* bietet für 2 Personen und deren Schlafsäcke Platz und ist für Übernachtungen im Freien gedacht. Es dämmerte und der super Spot am See verwandelte sich in ein Eldorado für Blutsauger. Hätten wir eigentlich schon eher drauf kommen können – bei stehenden Gewässern tummeln sich die Mücken. Dani wurde verschmäht, Melli dafür umso mehr Opfer einer blutigen Schlacht. Nur der Mund und die Nase schauten aus dem Biwaksack* heraus, das reichte aber vollkommen. Wir hatten extra die Reste unserer Billig-Sprays gegen Mücken zusammengemischt, damit diese wegkamen. Leider hielten noch nicht mal Tücher die Plagegeister davon ab, sie stochen einfach durch den Stoff. Dani amüsierte sich am Morgen über Melli´s Anblick – Melli nicht. Das Endergebnis nach einer schlaflosen Nacht für Melli waren zwei angeschwollene, schmerzende und volle Lippen – ganz ohne Botox-Spritze. Wir schworen uns beide bei den kommenden Reisen auf unser altbewährtes Deet* zurückzugreifen, der Mückenkiller schlechthin.
Bulgarien
Land #5 unserer Rundreise war Bulgarien. Auch am Grenzübergang von Vrska Cuka in Serbien nach Bulgarien wurden wir wieder kontrolliert. Dieses Mal hatten wir eine Antwort parat, falls wir nach unserem nächsten Ziel gefragt werden würden. 😉 Die Frage blieb aus, uns erwartete aber eine andere Überraschung. Durch große Schautafeln wurden Grenzgänger darüber aufmerksam gemacht, dass die Einfuhr von Milch- und Fleischprodukten untersagt sei, da momentan in Bulgarien die afrikanische Schweine-Seuche die Runde mache. Wir hatten nichts dergleichen dabei und wurden abermals durchgewunken. Wir wunderten uns noch über die große Pfütze unmittelbar auf der Straße direkt nach dem Grenzhäuschen. Hatte es so stark geregnet, dass sich das Wasser dort gesammelt hatte und nicht mehr abfließen konnte? Wir fuhren langsam durch die Pfütze und stellten erschrocken fest, dass sie mit jedem Zentimeter tiefer wurde. Das Wasser spritzte bis zu den Koffern und wir hielten die Luft an, dann waren wir zum Glück durch. Erst danach kam uns der Gedanke, dass dies ein desinfizierendes Tauchbad für die Autos sein könnte. Sozusagen eine reinigende Unterbodenwäsche.
Generell muss in Bulgarien für die Benutzung der Nationalstraßen eine Vignette bezahlt werden. Die Maut wird wie in Ungarn elektronisch über das Kennzeichen geprüft. Davon betroffen sind alle Verkehrsteilnehmer ab drei Rädern. Unser bulgarischer Freund hat extra nochmal bei der Mautstelle angerufen, um sicher zu gehen. Das bedeutete Motorradfahrer mussten nichts bezahlen. Juhu! 🙂
Schlemmen zum Nulltarif
Wir verließen die Hauptstraße, die über die Grenze fuhr und wählten wieder eine Route mit mehr Kurven und wechselnder Landschaft. Die kleinen Orte, die wir passierten, waren nicht so sehr belebt, wie zuvor in Serbien. Allerdings gab es eine riesen Vielfalt an Obstbäumen direkt am Straßenrand. Es gab Apfelbäume, Birnenbäume, Zwetschgenbäume, Mirabellenbäume… Die Äste mit ihren prallen Früchten baumelten uns regelrecht vor der Nase. Den abgefallenen und nicht aufgelesenen Exemplaren auf dem Boden nach zu urteilen kümmerte sich auch nicht wirklich jemand darum, sodass wir natürlich zugreifen mussten. 🙂
Nächster Halt auf unserer Tour war der Ort Montana im nordwesten von Bulgarien. Bulgarien ist zwar Mitglied der EU, hat aber eine eigene Währung. Hier hoben wir also unsere dritte Fremdwährung, den Lew (Mehrzahl Lewa) ab. In Melli´s Geldbeutel herrschte langsam Chaos. Ein Vorteil jedoch war (und zwar nur in diesem Fall), dass auf den Münzen kyrillische Schrift zu lesen war. Für uns also eigentlich unerkennbar was da steht, aber ein deutliches Indiz für bulgarisches Geld. 😉
Wir fanden wieder einen großen See, der bereits von einigen Fischern und anderen Zeltenden besiedelt war, wir aber trotzdem ungestört sein konnten. Zum Abendessen feuerten wir unseren Holzvergaser* an. Es gab Kebapcheta und Tatarsko Köfte (wunderbar gewürzte Fleischbällchen) mit fluffigem Sesam-Brot. Sehr lecker! Am nächsten Morgen ging es dann weiter zu unseren Freunden nach Kazanlak.
Unser Weg führte uns wieder über kurvige Landstraßen. Unvermittelt tauchte vor uns eine Brücke auf, auf der eine Fahrbahn gesperrt war und eine kleine Ansammlung Menschen zu sehen war. Langsam kamen wir näher und hielten an. Ein kurzer Blick über die Brücke in die tiefe Schlucht und uns war genau klar, warum gerade hier so viele Leute waren. Die Brücke war wohl der perfekte Platz zum Bungee-Jumping und die nächste junge Frau stand schon in den Startlöchern. Sie stand auf dem Geländer und kurz darauf sauste sie mit einem lauten Schrei nach unten. Huiui. Wir fuhren weiter, denn nach Kazanlak war es auch keine Stunde mehr.
Out Of Space
Kazanlak ist das Zentrum des sog. Rosentals und weltweit eine der bekanntesten Gegenden für die Erzeugung von Rosenöl und -wasser. Die Bulgaren feiern die Rosenernte mit vielen Festen. Das größte von ihnen ist das “Fest der Rose”, welches jedes Jahr am ersten Juni-Wochenende gefeiert wird. Bei diesem Festival gibt es z.B. so etwas wie einen Karnevalsumzug, Folkloretänze und es wird die neue Rosenkönigin gewählt. Leider haben wir dieses Festival knapp verpasst.
Aber Kazanlak kann noch mit anderen Sehenswürdigkeiten punkten. Beispielsweise können die Tempel und Grabhügel der Thraker besichtigt werden, ein Volk der Antike. Wir machten uns zu einem weiteren Denkmal auf, nämlich zum Buzludzha (auch geschrieben als Buzludja/Busludscha oder bekannt als Chadschi Dimitar). Wir standen davor und hatten das Gefühl Area 51 betreten zu haben.
Das Denkmal erinnert stark an ein UFO, welches nun verlassen auf dem Berggipfel thront. Es wurde zu Ehren der sozialistischen Bewegung Bulgariens errichtet, da 1868 an diesem Gipfel der Kampf zwischen bulgarischen Aufständischen gegen die türkisch-osmanischen Fremdherrscher stattfand. Mittlerweile ist das Gebäude (wenn man es so nennen kann) sehr baufällig und kann nicht mehr von innen besichtigt werden. Grafitis zieren die Mauern und es wird rund um die Uhr von einem Security-Mann bewacht. Dieses Denkmal liegt am Schipka-Pass nähe Kazanlak, welcher sich sehr gut für Motorradausflüge eignet. 😉
Kennt ihr Mastika? Das müsst ihr probieren!
Der Vorteil bei unserem Besuch von Kazanlak war, dass wir Freunde vor Ort hatten, die natürlich bestens mit den bulgarischen Traditionen und Gepflogenheiten vertraut sind. Das bedeutete auch, dass wir einen besseren Einblick in die heimische Küche bekamen. Hier wird gerne gegrillt – Fisch und Fleisch mit aromatischen Gewürzen. Zu den Klassikern zählen Kebapcheta und Tatarsko Köfte, die wir auch schon in Montana gebraten haben. Sirene po schopski ist ein gebackener Tomaten-Fleisch-Käse Topf, der zu den traditionellen Hauptgerichten zählt. Uns hat auch Baniza gut geschmeckt, das ist ein meist mit Ziegenkäse gefülltes Gebäck aus Blätterteig.
Gehen Bulgaren essen, werden meistens verschiedene Gerichte u.a. auch Grillplatten bestellt, bei denen sich jeder am Tisch bedienen kann. Wir hatten die Gelegenheit in einem traditionelln bulgarischen Restaurant mit unseren Freunden zu Abend zu essen. Es wurde selbstgemachtes Pizzabrot, paniertes Hähnchenfleisch mit Sesamkruste, Hühnerleber mit Gemüse und gebratene Fleischbällchen, also Kebapcheta gereicht. Dazu gab es natürlich Bier 🙂
Im Anschluss folgte dann ein Verdauungsschnaps der besonderen Sorte. Diesen tranken wir allerdings nicht im Restaurant 😉 Mastika (auch Masticha/Mastiha) ist ein Anis-Schnaps, der in Bulgarien weit verbreitet ist und vom Geschmack her an den griechischen Ouzo erinnert. Er wurde uns wärmstens ans Herz gelegt und wir konnten das Angebot natürlich nicht ausschlagen. 😀 So bekam jeder seinen Mastika und dazu einen Kefir (eine vorzügliche Kombination!). NAZDRAVE! PROST!
Bulgarien ist so unglaublich vielseitig. Zum einen gibt es da wundervolle Berglandschaften, zum anderen aber auch Meer. Wir überlegten noch, ob wir einen Zwischenstopp am Gold- oder Sonnenstrand einlegen sollten. Mittlerweile gelten die zwei Strände aber als ziemlich überlaufen und sind Ziel von Massentourismus. Wir hatten unser eigenenes Meer-feeling am Stausee nahe Kazanlak. Dort war es nämlich sehr ruhig und schön.
Rumänien
Nach einer knappen Woche Pause in Kazanlak in Bulgarien nahmen wir den Grenzübergang bei Ruse nach Giurgiu in Rumänien, unser Land #6 dieser Rundreise. Diesmal war deutlich mehr los, als bei den anderen Grenzen zuvor. Die Auto´s und LKW´s stauten sich. Wir zogen gemütlich mit dem Motorrad vorbei, nachdem uns ein Grenzbeamter zuwinkte. Alle mussten eine Gebühr für die Überfahrt der Donau-Grenzbrücke bezahlen, ausgenommen Motorradfahrer. Auch besteht keine Vignettenpflicht in Rumänien für Motorräder. Wir hatten wieder einmal Glück. 🙂
Wir waren den ganzen Tag auf dem Motorrad und unsere Hintern fingen langsam an zu schmerzen. Gegen späten Nachmittag wollten wir in der Hauptstadt Bukarest sein. Dort bot sich auch mal wieder die Gelegenheit zum Couchsurfing. Wir waren schon im Außenbezirk von Bukarest und freuten uns, unserem Ziel näher zu kommen und die Beine ausstrecken zu können. Nun kamen wir aber voll in die Rush-Hour und der Verkehr stockte fast völlig. Selbst mit dem Motorrad kam man nicht mehr gut an den Autos vorbei. Die Hitze merkte man eigentlich nicht wirklich, wenn einem ständig der Fahrtwind um die Ohren saust. Jetzt war sie aber unerträglich.
Speed-Sightseeing in Bukarest
Die lange Fahrt steckte uns noch in den Knochen, am nächsten Tag sollte es weiter Richtung Fargas gehen, wir wollten aber unbedingt noch ein wenig Bukarester-Luft schnuppern. Gegen späten Nachmittag kamen wir dann am Treffpunkt an, wo wir herzlich von unserem Couchsurfing Host Stefan empfangen wurden. Der hatte auch gleich (ohne es vorher mit ihm abgesprochen zu haben ;)) ein kleines Sightseeing-Programm für uns parat und wenige Minuten später fanden wir uns selbst in einer U-Bahn Richtung Zentrum wieder, jeder ein Stück hervorragendes Blätterteiggebäck mit Käse in der Hand. Die U-Bahn ruckelte und rasselte so laut, dass man das Wort des Nachbarn nicht verstand.
Zurück an der Oberfläche ging es Richtung Altstadt. Stefan war eine wandelnde Bibliothek. Er wusste zu allem was zu erzählen, führte uns näher in die rumänische Geschichte ein und machte uns auf Kleinigkeiten aufmerksam, die wir wahrscheinlich nicht einmal bemerkt hätten. Wir besuchten ein traditionelles rumänisches Restaurant mit einem traumhaft schönen Innenhof. Stefan gab uns so viele Tipps, was wir unbedingt probieren mussten, dass die Entscheidung wirklich sehr schwer fiel. Letzendlich bestellten wir vorweg eine typisch rumänische Suppe mit Kutteln, die sog. Ciorba de burta. Es kostete zuerst einige Überwindung, da keiner von uns beiden Innerein gerne mag. Nachdem wir aber in Bulgarien schon Hühnerleber gegessen hatten, konnten wir hier in Rumänien nicht kneifen und es hat sich total gelohnt. 🙂 Die Suppe war etwas säuerlich, schmeckte aber hervoragend nach Knoblauch und wurde uns zusammen mit Sauerrahm und einer Peperoni gereicht. Anschließend gab es gebratene Hackfleischröllchen, auf rumänisch Micii (auch Mititei) mit Brot und der krönende Abschluss bildete dann die Sarmale cu mamaliguta. Das ist in gesäuertem Weißkohl eingewickeltes Hackfleisch mit Reis. Als Beigabe gab es dazu Sauerrahm und Polenta. Wirklich sehr lecker und auf jeden Fall zu empfehlen! Wir hätten so gerne noch die köstlichen Nachspeisen probiert, aber beim besten Willen waren wir so satt, dass nichts mehr hineinpasste.
Uns blieb auch nicht mehr all zu viel Zeit, denn um 20 Uhr sollte es eine Wasser-Show am sog. Vereinigungsplatz, dem Piata Unirii geben. Wir hasteten weiter und kamen im richtigen Augenblick an. Wir waren überwältigt! Mit so einem Spektakel hatten wir absolut nicht gerechnet. Begleitet von modernen aber auch älteren Musikstücken und Folklore wurden die dort installierten Springbrunnen perfekt auf die Melodien angepasst. Dazu kombiniert eine herrliche Lichtershow – einfach bombastisch! Die Wassersinfonie findet wohl bei schönem Wetter jeden Freitag, Samstag und Sonntag gegen 20 Uhr statt und dauert etwa 30 bis 45 Minuten.
Biker´s Paradise - Transfagarasan
Die ganze Zeit unserer Motorradrundreise waren wir schon ganz gespannt auf den Abschnitt, der jetzt folgen sollte. Von Bekannten hörten wir, dass die Transfagarasan nicht nur Bikerherzen höher schlagen lässt. Sie ist eine direkte Verbindung von der Walachei nach Transsylvanien. Wir folgten mal wieder einer sehr veinsamten Landstraße, die uns durch die menschenleere Walachei führte. Hier mussten wir uns zum ersten Mal für kurze Zeit eingestehen, dass die Asphaltverhältnisse hier jetzt wirklich nicht die besten waren. Aprilia sei Dank, konnten wir zwar im Schneckentempo, aber unbehelligt über die Schotterwege und Schlammpfützen tuckern. Wir wurden dafür mit einer traumhaft schönen Landschaft entschädigt. Ab und an erwarteten uns hinter der nächsten Kurve Familien, die einfach kurzerhand ihre Decken auf der Wiese neben dem Fluss ausbreiteten und gemütlich grillten.
Wir fuhren einige Zeit am Vidraru-Stausee entlang, dann folgte ein Anstieg und uns blieb die Spucke weg. Der Gebirgspass schlängelte sich vor uns durch eine atemberaubende Landschaft. Der Ausblick war einfach einmalig und dabei waren wir erst auf der einen Hälfte des Passes. Wir beschlossen die Nacht gleich hier in unserem Biwaksack zu verbringen und am nächsten Tag weiterzufahren. An einem Wasserfall wurde von Einheimischen gepökeltes Fleisch und geräucherte Wurscht verkauft, da mussten wir sofort zuschlagen. Köstlich! Der Anblick auf der anderen Seite am nächsten Tag war nicht weniger beeindruckend.
Hollywood in Rumänien
Am nächsten Morgen ging es weiter Richtung Transsylvanien, wo wir einige Tage die wunderschöne Landschaft genossen. Wir wollten zudem unbedingt die Städte Brasov (auch Kronstadt) und danach Sighisoara (auch Schäßburg) in Siebenbürgen besuchen. Brasov liegt direkt am Fuß des Berges Tampa, von dem man eine gute Aussicht über die ganze Stadt hat. Hier gibt es eine Seilbahn und – wie in Hollywood – prangt in riesigen Buchstaben das Wort BRASOV auf dem Gipfel. Zufälligerweise parkten wir unser Motorrad direkt in der Nähe der berühmten Biserica Neagra (Schwarzen Kirche) von Brasov, die ihren Namen einem Großbrand im Jahr 1689, der die Wände schwärzte, verdankt. Sie ist die größte gotische Kirche in Rumänien. Für einen Obulus kann man in das Innere der Kirche gelangen. Uns faszinierten die vielen Gässchen und der Stil der spätmitteralterlichen Häuser der historischen Altstadt. Einfach traumhaft schön!
Auch Sighisoara hat seinen ganz eigenen Charme, zumal hier wohl Vlad III. Draculea (eher bekannt als Dracula) aufgewachsen sein soll. Bram Stroker hatte sich von Vlad zu dessen mystischen Vampir-Figur Dracula inspieren lassen. Hier gab es deutlich mehr Dracula-Tourismus, als in den anderen Orten, die wir bisher bei unserer Reise durch Transsylvanien besuchten. Wir interessierten uns aber mehr für die farbenfrohen, malerischen Gässchen sowie die mittelalterliche und immer noch bewohnte Festungsanlage. Zum Wahrzeichen der Stadt gehört ebenso der Stundturm aus dem 14. Jahrhundert, der nach einem Großbrand im 17. Jahrundert renoviert wurde.
Ungarn
Zwar befanden wir uns wieder auf dem Weg Richtung Heimat, hatten aber noch ein paar tolle Städte vor uns. Vom rumänischen Oradea ging es wieder nach Ungarn nach Ártánd. Diesmal wollten wir zwei Tage in der Hauptstadt Budapest verbringen. Wie auch schon beim ersten Mal mussten wir feststellen, dass die Schlafplatz-Suche alles andere als einfach war. Das lauschige Plätzchen direkt an der Donau, welches wir uns zuvor auf Google-Maps ausgesucht hatten, war so gut wie unmöglich öffentlich zugänglich. Wieder behinderten uns diese ungarischen Zäune… Die Stimmung ging dem Nullpunkt entgegen, als wir nach einer knappen Stunde immer noch suchten. Da entdeckten wir ein gutes Stück abseits vom Zentrum dann doch endlich eine freie Stelle zum Wasser. Dani grinste, ging zum auskundschaften durch die Büsche und kam mit nach unten gezogenen Mundwinkeln wieder zurück. Obdachlose mit fiesen Hunden hatten sich hier eingerichtet und aus Pappe und Ästen einen Unterstand gebaut. Also mussten wir weiter ziehen. Etwa 10 Minuten später fanden wir dann noch ein frei zugängliches Areal zur Donau hin. Dort waren exzellente Bäume für Hängematten und bereits Steinplatten zu einer Sitzmöglichkeit arrangiert. Daneben gab es auch schon eine Feuerstelle. Wir zögerten nicht lange. Das sollte also unser Platz für die erste Nacht in Budapest sein. Die zweite Nacht verbrachten wir bei einem ungarischen Couchsurfing Host.
Malerisches Budapest
Es war noch nicht ganz so spät am Abend und wir beschlossen, die riesige Burganlage, die auf dem hügeligen Buda-Viertel thront, zu erkunden. Das war auch eine gute Entscheidung, denn es waren keine großen Menschenmengen mehr unterwegs. Budapest entstand 1873 aus den vorher eigenständigen Stadtteilen Buda und Pest. Sie sind durch die Donau geografisch getrennt. Der ganze Burgberg mit seinem barocken Stil war sehr beeindruckend. Von der Festung aus hatte man auch einen genialen Ausblick. Auf der einen Seite konnte man das hügelige Buda-Viertel bewundern, auf der anderen Seite über die Kettenbrücke hinweg sah man auf Pest mit seinem Parlamentsgebäude herab. Für Gehfaule führte vom Burgberg auch eine Seilbahn herab. 🙂 Tags darauf erkundeten wir dann das Pester-Viertel hinter der berühmten Kettenbrücke.
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Budapest ist auch bekannt für seine über 120 Thermalquellen. In rund 21 Thermalbädern kann man die Seele im heilenden Nass baumeln lassen. Als passionierte Thermen- und Saunagänger hätten wir das gerne mal erlebt, allerdings bedeutete dies dann einen Tagesauflug, wofür die Zeit leider nicht mehr gereicht hat.
Slowakei
Wir starteten gegen halb 8 Uhr morgens von Budapest und es fing an zu nieseln. Schnell zogen wir unsere Regenkleidung über und verpackten am Motorrad alles soweit wasserdicht. Eigentlich wollten wir Bratislava (auch Preßburg) für ein paar Stunden auskundschaften, wenn es jedoch regnete, war die Lust nicht allzu groß auf Sightseeing. Wäre dies der Fall gewesen, wären wir ohne Umwege weiter nach Wien gefahren, wo wir einen Freund treffen wollten. Die Slowakische Republik liegt inmitten des Dreiländerecks von Ungarn, Österreich und eben Slowakei, weshalb wir relativ flexibel die Route ändern konnten. Zum Glück verzogen sich die Wolken und wir kamen in den Genuss auch die Hauptstadt der Slowakei zu sehen.
In der Slowakei muss für Autobahnen und Schnellstraßen ebenso eine Gebühr gezahlt werden. Wir hatten wiedermal großes Glück, denn für Motorräder gilt diese Regelung nicht. Auch der Grenzübergang von Rajka ins slowakische Rusovce war kaum befahren und wir gelangten schnell und unkompliziert in Land#7. Wir waren ganz überrascht, denn hier wird mit Euro bezahlt.
Kurztripp nach Bratislava
Uns zog es natürlich wieder zu einem der größten Wahrzeichen der Stadt, dem viertürmigen Burgschloss, welches auch auf dem Stadtwappen abgebildet ist. Doch vorher schlenderten wir noch durch den schönen Stadtkern mit seinen mediteranen Gassen. Hier treffen Historik und Moderne aufeinander. Bratislava eignet sich super als Kurztripp.
Österreich
Auch Österreich durchquerten wir nun zum zweiten Mal. Diesmal Stand die Hauptstadt Wien im Fokus. Von Bratislava aus waren wir in lächerlichen 15 Minuten bereits im österreichischen Wolfsthal. Nur ein Schild wies darauf hin, dass wir uns nun bei unseren deutschsprachigen Nachbarn befanden. Nach Wien war es dann auch nicht mehr all zu weit, wo wir von unserem Freund Ingo empfangen wurden. Es war Freitag Nachmittag und das Wetter war super. Wir schlenderten mit etwas Bier und mit einem Spritzer, wie der Österreicher gerne sagt, an der Donau entlang. Für alle, die sich fragen was es damit auf sich hat: saure Weißweinschorle 🙂
Schon allein die Strandbars an der Donau ließen zum Schluss unserer Reise nochmal richtig Urlaubsfeeling aufkommen. Gerade die Architektur Wiens ist sehr bewundernswert. Wir bogen ums Eck und plötzlich standen wir vor einem bunt, fröhlichem Haus mit vielen Sträuchern auf den Balkonen. Das Hunderwasserhaus! Wer hier wohnt, kann die Fassade um seine Fenster frei gestalten. Die Bäuche fingen an zu knurren und wir aßen herrlich schmeckende frisch gebackene Fladenbrote mit Sauerram, die wir jedem wärmstens empfehlen können! Wir erkundeten noch weiter die Innenstadt und waren beeindruckt von der Hofburg und der Spanischen Hofreitschule.
Das Motorrad will nicht heim
Der Samstag kam viel zu schnell und so standen wir morgens um halb 8 Uhr vor Ingos Haus, um die Aprilia für die weitere Fahrt zu beladen. Das Motorrad wollte einfach nicht anspringen. Selbst das Anschieben, half überhaupt nicht. Wir bemerkten zudem einen beunruhigenden schimmernden Fleck am Standplatz. Wir telefonierten alle Werkstätten ringsrum ab, leider keine Chance. Samstags wollen auch die Österreicher ihr wohlverdientes Wochenende genießen. Relativ schnell war allen klar – das Motorrad will nicht heim, wir sollen wohl noch ein bisschen mehr Zeit im schönen Wien verbringen. Das brachte natürlich unsere Pläne etwas durcheinander, aber Wien ist ja wirklich schön, also hatten wir auch schnell für Samstag ein Programm parat. Heute fand der Equality Rave 2019 am Maria-Theresien-Platz statt, einer Kundgebung für Gleichberechtigung durch Künstlerinnen der elekronischen Musikszene. Umrahmt von einer bombastischen Kulisse tanzten wir zur Musik.
Dani fuchste das mit dem Motorrad so dermaßen, dass er am nächsten Morgen sofort wieder daran rumschraubte. Tatsächlich hatte er relativ schnell herausgefunden, dass das Starter-Releis defekt war und das Motorrad deshalb nicht starten konnte. Kurzerhand war es ausgebaut und wir mussten das Motorrad vorübergehend bis wir zu Hause waren zum Starten einfach nur kurzschließen. Wir verabschiedeten uns von Ingo und fuhren nur einen Tag später als geplant weiter Richtung Tschechien. Die Leute staunten unterwegs nicht schlecht, wenn wir wieder wie zwei Kriminelle das Motorrad kurzschlossen, um weiter zu fahren. 😉
Tschechien
Die Grenzüberfahrt vom österreichischen Harbach nach Tschechien ging so schnell, dass wir gar nicht wirklich mitbekamen, dass wir bereits in Land #8 waren. Die Schilder waren plötzlich nicht mehr richtig zu lesen. Tschechien ist den Motorradfahrern ebenso wie einige andere Länder auf unserer Reise wohlgesonnen. Auch hier mussten wir keinerlei Maut oder Vignette zahlen. Bezahlt wird in Tschechien mit der tschechischen Krone (CZK). Wir wechselten allerdings kein Geld, da wir nicht vorhatten etwas zu kaufen. Hier planten wir zwei kurze Stopps in Krumlov (auch böhmisch Krumau) und Domazlice ein. Anschließend sollte es wieder nach Bamberg gehen.
Mittelalterlicher Charme
Krumlov ist eine Stadt, die einen wirklich verzaubert und in eine andere Zeit versetzt. Das denken sich wahrscheinlich auch zahlreiche andere Menschen, denn die Stadt ist eine wahre Touristenhochburg. Die umliegende Fußgängerzone ist geprägt durch Kopfsteinpflaster und die malerischen antiken Gässchen. In Krumlov dreht sich tatsächlich alles um die im Herzen der Stadt liegende Burg. Im Burggraben werden derzteit Bären gehalten, die natürlich ebenso ein Magnet für Schaulustige sind. Uns taten die Bären eher leid. Zwar schien es ihnen ganz gut zu gehen in dem mit Wasser und Bäumen gestalteten kleinen Areal, wissen wir aber doch alle, dass diese in freier Wildbahn ein deutlich größeres Territorium bewohnen.
Die letzte Stadt unserer Motorradrundreise war Domazlice. Allerdings waren wir schon etwas geschlaucht von unserer Tour durch Krumlov, weswegen wir uns dort nicht all zu lange aufhielten. Wir machten nur einen kurzen Stopp am Marktplatz und am Rathaus, dann fuhren wir auch schon wieder nach gut einem Monat Reise nach Hause.
Zahlen Daten Fakten
Erfahre hier all die Fakten zu unserer Rundreise mit dem Motorrad durch 8 Länder. Was hat´s in Summe gekostet? Wie oft hatten wir ein Dach über dem Kopf?
- wir waren 30 Tage unterwegs
- davon saßen 13 Tage auf dem Motorrad
- insgesamt sind wir grob 5.000 Kilmoter gefahren (GPS-Daten auf Karte gekürzt)
- an 19 Tagen übernachteten wir im Freien
- insgesamt 7 Tage übernachteten wir bei Familie oder Freunden
- an 4 Tagen übernachteten wir bei Couchsurfing Hosts
- an 6 Tagen regnete es
- insgesamt haben wir 931,31 € ausgegeben
- pro Tag und pro Person haben wir 15,52 € ausgegeben
- insgesamt haben wir 239,24 Liter für 305,90 € getankt
- das bedeutet 5,49 Liter / 100 Kilometer (∅ 7 € pro 100 Kilometer)
- insgesamt haben wir 300 € für Reparaturen etc. ausgegeben
Unser Fazit
Last but not least hier ein kleines Résumé unserer Motorradrundreise durch die Länder
Deutschland – Österreich – Ungarn – Serbien – Bulgarien – Rumänien – Ungarn – Österreich – Slowakei – Tschechien – Deutschland
Welche Erfahrungen hast du schon in den Ländern Österreich, Ungarn, Serbien, Bulgarien, Rumänien, Slowakei oder Tschechien sammeln können? Warst du dort schon einmal mit dem Motorrad unterwegs? Wie waren für dich die Straßenverhältnisse dort und hast du Tipps, wo es sich besonders lohnt mit dem Motorrad zu fahren?
Schreib uns einfach, wir freuen uns über deinen Kommentar! 🙂
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Melli & Dani
Wir sind zur Zeit auf einer 5 jährigen Weltreise mit dem Fahrrad! Komm mit auf Social Media und wir entdecken zusammen die Welt.
4 Kommentare
Ivan Fichter
Ich plane mit meinem Motrrad (auch eine Aprilia) eine ganz ähnliche Tour. Muss aber noch einiges an Ausrüstung kaufen. Euer Bericht hat mir super gefallen – und dient mir als Inspiration.
Melli & Dani
Hey Ivan, klasse dass dir der Artikel gefallen hat! Das freut uns immer, wenn wir jemanden inspirieren können 🙂 Hast du schon gesehen, es gibt auch Videos zu der ganzen Tour? Die kannst du dir hier ansehen Haben auch unsere Packliste für die Motorradrundtour veröffentlicht, falls du noch Ideen für deine Ausrüstung brauchst, die findest du in unserer Motorradpackliste. Wenn du sowieso was kaufen willst, würden wir uns riesig freuen wenn, du das über unseren Amazon Affiliate Link machen könntest. Einfach bevor du etwas in deinen Warenkorb tust, auf den Link klicken und in dem offenen Amazonfenster dann dein Produkt suchen und in den Warenkorb einfügen. Zur Einfachkeit haben wir ein Lesezeichen für den PC oder das Handy erstellt. Das kostet dich garnix, aber damit hilfst du uns den Blog und unsere Arbeit am leben zu erhalten. Viel Spaß bei deiner Tour und hoffentlich ohne Defekte 😉
VAEGABOND
Hallo Chris, vielen lieben Dank für deinen Kommentar! Das freut uns natürlich riesig! Wir versuchen auch viel Liebe in unsere Beiträge zu stecken, schließlich soll man ja Lust auf mehr von uns bekommen 😉
Chris
Hey ihr beiden,
ich bin echt begeistert. Der Bericht liest sich hervorragend und ich finde es super wie detailliert und ausgeschmückt er ist. Die Fotos werden auch mit jeder Reise immer besser 🙂
Ich kann wirklich nicht erwarten bis wir regelmäßige Berichte über eure Weltreise lesen können!
Beste Grüße,
Chris